Empfehlungen der RedaktionZeitpunkt der Kinderplanung

Life is what happens to you while you’re busy making other plans

Mutter von drei Kindern (4, 6 und 8 Jahre)

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Das ist eine schwierige Frage mit, meiner Meinung nach, keiner eindeutigen Antwort. Es gibt Argumente dafür und dagegen, Kinder während der Studienzeit, während der Promotionsphase, während der Postdocphase oder sogar als Mitglied des hehren Clubs der Permanent-Position-Inhaber*innen zu bekommen. Die Frage, wann ein guter Zeitpunkt für eine Schwangerschaft ist, ist absolut subjektiv und von vielen Faktoren abhängig. Ich selbst habe meine Kinder am Ende meiner Promotion bzw. in meiner Postdocphase bekommen. Trotz diesen Disclaimers würde ich nach meiner Erfahrung und nach vielen Gesprächen mit anderen Eltern in der Wissenschaft folgende Punkte bedenken:

  1. Ich persönlich bin froh, dass ich mich nicht im Studium mit doch einigen fixen Stundenplanterminen mit den üblichen Wehwehchen und kontinuierlichen Terminen einer Schwangerschaft herumschlagen musste. Da sich Geburtstermine und Mutterschutzurlaub auch nicht immer an Vorlesungszeiten oder Prüfungstermine halten, kann ich mir gut vorstellen, dass auch das nicht immer einfach zu organisieren ist.
    Und einige Gespräche mit Wissenschaftlerinnen haben mir gezeigt, dass das Modell „erst wenn ich einen sicheren Arbeitsplatz habe, möchte ich Kinder“ zwar gut funktionieren kann, aber ein solcher sicherer Arbeitsplatz manchmal auch lange Zeit auf sich warten lässt (wenn man ihn überhaupt bekommt) – und es dann mit Schwangerschaft etc. nicht unbedingt immer noch klappen muss. Und selbst wenn es dann klappt: wer mehrere Kinder möchte, hat dafür bessere Chancen, wenn man (zumindest als selbst austragende Mutter) das erste Kind in die Welt setzt, bevor man 37/38 Jahre alt ist.
    Ich persönlich fand zudem, dass es wirklich körperlich anstrengend ist, kleine Kinder zu haben – nicht nur was tragen, spielen, rennen, bücken oder klettern angeht, sondern auch der wenige Schlaf und das damit einhergehende eingeschränkt vorhandene Nervenkostüm. Ich wurde mit der Geburt jedes meiner Kinder zwar immer generell entspannter im Umgang mit ihnen, aber habe die Schlaflosigkeit im Speziellen als immer schwieriger empfunden – und anstatt selbst beim Spielplatz mit dabei zu sein, bin ich jetzt froh, dass die älteren Geschwister als Spielkameradinnen dabei sind und ich mich mal kurz ausruhen kann.
  2. Ich denke, der Punkt der „mehreren Kinder“ verdient hier noch mal eine extra Erwägung: Umso länger man mit den Kindern wartet, desto kürzer ist im Allgemeinen der Abstand zwischen Geschwisterkindern. Und umso kürzer der Abstand, desto anstrengender ist die Kleinkindphase nach meiner Erfahrung. Ich will kleine Altersabstände gar nicht verteufeln (später können die Kinder sich dafür entweder super streiten oder super zusammenspielen – aller Wahrscheinlichkeit nach sogar beides), aber mehrere Kinder unter 3 Jahren? Das ist eine Mammutaufgabe.
  3. Um es mal mit John Lennons Worten zu sagen: „Life is what happens to you while you’re busy making other plans”. Man kann so viele Pläne haben, wie man möchte, aber nichts von diesen Plänen muss klappen. Ich habe selbst einige frühe Fehlgeburten erlitten, die unsere Zeitpläne zeitweise völlig ad acta gelegt haben. Von Gesprächen mit anderen weiß ich, wie nervenaufreibend es sein kann, wenn man viele Monate auf einen positiven Schwangerschaftstest wartet. Meiner Meinung nach ist das Beste, was man machen kann also: Legt vielleicht einen groben Rahmen von einigen Jahren fest, in denen ihr euch vorstellen könntet, Kinder zu bekommen. Und dann entspannt euch, so gut es geht.

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