Dual Career

Dual Career in Deutschland? Ausbaufähig!

Mutter von zwei Kindern, 5 und 8 Jahre, beide Eltern Vollzeit in der Wissenschaft tätig

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An manchen Tagen muss ich mich tatsächlich zwicken, wenn ich daran denke, dass sowohl mein Mann als auch ich unbefristete Stellen in der Wissenschaft bekommen haben, und das auch noch an der gleichen Uni. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, zeigen eine Reihe von Beispielen aus dem Bekanntenkreis, bei denen eine*r (oft die Mutter) die Wissenschaft verlassen hat oder lange Pendelwege und ggf. auch getrennte Wohnsitze unter der Woche in Kauf genommen werden müssen. 

Aber fangen wir vorne an… Während der Promotion war für uns ganz klar, dass jeder seinen wissenschaftlichen Weg gehen kann, und wir pendelten am Wochenende zwischen unseren jeweiligen Promotionsorten. Als das Thema Familiengründung anstand, war auch klar, dass dieses Pendelmodell mit Kindern für uns keine Option war und glücklicherweise konnte ich in ein Projekt an der Uni meines Partners wechseln, sogar mit einer komfortablen Vertragslaufzeit. So waren wir während der Postdoc-Zeit, und als dann unsere Kinder geboren wurden, schon an der gleichen Uni, aber natürlich befristet (wie sollte es anders sein…). Als wir so weit waren, uns auf Professuren zu bewerben, machten wir den Deal, dass die Person, die als erstes eine entfristete Stelle „landete“ entscheiden würde, wo es hingeht. Viel weiter planten wir nicht und hangelten uns von Vorsingen zu Vorsingen mit der Hoffnung, dass schon alles irgendwie werden würde (und irgendwo ganz hinten im Hinterkopf auch mit dem Plan B außerhalb der Wissenschaft). Der erste Ruf kam dann von einer Uni im Ausland – im Nachhinein in mehrfacher Hinsicht ein großes Glück. Bei den Verhandlungen war sehr schnell klar, dass die Professur mit der Option für eine gute (wenn auch zunächst befristete) Stelle für den anderen kam und das sehr schnell und unbürokratisch geregelt werden konnte. So konnten wir gemeinsam an den neuen Standort ziehen und weiterhin Wissenschaftler*in sein. Anders lief es, als ich ein paar Jahre später einen Ruf an eine deutsche Uni bekam. Obwohl eine Dual Career Option für mich als zentrale Forderung im Raum stand hieß es in dem (ansonsten sehr guten) Angebot: „Ihr Mann hat ein exzellentes Profil, aber da können wir Ihnen leider nichts anbieten.“ Und das an einem Standort mit mehreren Universitäten, PHs, FHs etc. und trotz des Labels „familiengerechte Hochschule“. Wir nahmen letztlich das Bleibeangebot unserer bisherigen Uni an – mit Entfristung für meinen Mann. In unserem Fall zeigte sich, dass das Thema „Dual Career“ in Deutschland an vielen Stellen noch ausbaufähig und hier sicher einiges an Flexibilisierung notwendig ist, um doppelte Karrieren in der Wissenschaft zu unterstützen.

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