Als Paar (noch dazu mit Kindern), das an ein und derselben wissenschaftlichen Institution entfristet ist (noch dazu in Deutschland), sind wir wahrscheinlich eine seltenere Gattung als das Java-Nashorn. Das hat wenig mit Verhandlungsgeschick oder dem erwachten universitären Bewusstsein für die Notwendigkeit von Dual Career zu tun, sondern vor allem mit einer Verquickung glücklicher Umstände: Ich hatte bei meinem Ruf ein Gegenangebot und mein Mann war bereits (befristet) an der rufenden Uni angestellt. Die Fliegen, die sich hier mit einer Klappe (der Entfristung meines Mannes) schlagen ließen, schwirrten also nicht nur vor unseren, sondern auch vor den Nasen der Universität herum: Frauen- und Dual Career-Quote erhöhen zum Preis einer halben Entfristung? Check.
Was uns (neben genanntem Glück) in unserer Konstellation vielleicht wirklich zugute kam, war Flexibilität. Zum einen konnten wir durch unsere nicht allzu große Gebundenheit an einen konkreten Ort ein paar Umzüge in Kauf nehmen und die neuen Städte und Bekanntschaften genießen. Zum anderen war wissenschaftlicher Erfolg für uns beide nicht das Maß aller Dinge. Auch wenn durch Kinder der Druck gestiegen ist, sind verschiedene Ziele und Lebensentwürfe reizvoll oder zumindest denkbar geblieben (irgendwas mit Data Science? Oder doch Psychotherapeutin?). Möglicherweise hat es das etwas leichter gemacht, psychisch gesund zu bleiben und an die Verhandlungspartner zu kommunizieren: Wir bleiben/kommen nicht um jeden Preis.
Mir kommen deutsche Universitäten ein bisschen träge vor; sie investieren das Minimum an Ressourcen, die nötig sind, um sich „Diversität“, „Nachhaltigkeit“ oder eben „Familienfreundlichkeit“ bescheinigen zu lassen. Politischer Druck oder echte Initiativen zeichnen sich nicht ab und die Folge ist viel zu oft: Einer (bzw. häufiger eigentlich eine) von beiden gibt irgendwann die wissenschaftlichen Ambitionen auf. Eine (vorsichtige) Hoffnung: Mit der abnehmenden Bereitschaft von Menschen, insbesondere auch Männern, der Professur alles unterzuordnen, und der gleichzeitigen Zunahme von Dual Career-Modellen in anderen Ländern wird die Strategie „Dual Career gibt’s nur auf Papier“ hier möglicherweise irgendwann ein ausreichend großer Wettbewerbsnachteil sein. Und vielleicht sind dann ja noch ein paar glückliche Paare übrig, die sich darüber freuen 😊