In manchen (politischen) Debatten erscheint Home-Office geradezu als die ideale Lösung, um kranke Kinder zu betreuen und nebenbei ganz normal die Arbeit zu wuppen. Dass das je nach Gesundheitszustand des Kindes eine idealisierte bis völlig unrealistische Vorstellung ist, wissen sicher fast alle Eltern. Aber wie kann man transparent im Team damit umgehen, dass es eben verschiedene Ausprägungen von „krank“ gibt – vom fröhlich herumhüpfenden Kleinkind, das leider noch nicht die für die Betreuung erforderlichen 24 Stunden fieberfrei ist, bis hin zum ernsthaft kranken Kind, das dauerhaft Betreuung braucht, aber zwischendurch auch mal stundenlang schläft? Und dass sich das natürlich auch auf die Möglichkeiten auswirkt, ob und wie man noch nebenbei arbeiten kann und möchte?
Ich habe das große Glück, in einem Team zu arbeiten, dem Vereinbarkeit wirklich wichtig ist (und in dem auch viele Eltern vertreten sind, das hilft sicherlich). Wir haben uns auf eine „Ampel-Lösung“ geeinigt, um die verschiedenen Formen von kindkrank und Home-Office schnell kommunizieren zu können.
„Grün“ heißt, meine Kinder sind heute bei mir zu Hause, werden aber von jemand anderem betreut. Trotzdem kann es zum Beispiel passieren, dass sie im Meeting Lärm machen oder im Hintergrund hopsen, oder jemand hat mal zwischendurch eine Frage. Gut also, wenn alle vorgewarnt sind – jedenfalls finde ich es angenehm, das vorher einfach mitteilen zu können.
„Orange“ heißt, meine Kinder sind krank und mit mir zu Hause, ohne dass ich eine Betreuungsperson habe; ich möchte trotzdem im Home-Office arbeiten. Aber ich muss zum Beispiel zwischendurch mal wickeln oder andere dringende Bedürfnisse erfüllen, bin nicht durchgängig gut erreichbar und arbeite vielleicht eher in der Mittagsschlaf- und Abendzeit.
„Rot“ heißt, ich bin kindkrank krankgeschrieben und kümmere mich daher nur ums Kind, lese aber in dringlichen Fällen abends zumindest noch meine Mails (was ich nicht mache, wenn ich selbst krank bin!).
Dieses Konzept bedeutet dann, ich muss im Teams-Kanal nur verkünden „bin heute orange“ und alle wissen, was Sache ist und inwiefern das meine Arbeit einschränkt oder nicht – was ich als große Erleichterung empfinde. Vielleicht könnte eine ähnliche Vereinbarung auch anderen Teams helfen?