Ich habe mein Studium schnell durchgezogen und war damit vergleichsweise früh im Beruf. Als die partnerschaftliche Situation dann passte, habe ich mich als Akademikerin mit knapp 28 Jahren relativ früh für ein Kind entschieden. Damals hätte ich nicht gedacht, dass noch zwei weitere folgen würden. Aber daran kann man schon sehen, dass das mit der Vereinbarkeit doch gut zu schaffen ist. Mittlerweile bin ich um die 40 und kann nur sagen, dass ich heilfroh bin, früher Kinder bekommen zu haben. Aus heutiger Sicht war das Ausmaß an Verantwortung damals in der Qualifizierungsphase wesentlich geringer als heute. Ich konnte mich ganz auf das Promotionsprojekt konzentrieren und hatte eine Betreuung, die mir bei vielen Entscheidungen geholfen hat. Heutzutage muss ich ständig im Stand-by-Modus sein und das Trias aus Lehre, Forschung und Drittmitteleinwerbung alleine bewältigen. Von der grundsätzlichen körperlichen Fitness in den 20ern möchte ich gar nicht anfangen, damals habe ich den Schlafentzug einfach besser weggesteckt.
Ich möchte noch einmal betonen, dass der richtige Zeitpunkt fürs Kind extrem individuell ist. Jede:r sollte das für sich selbst entscheiden. Allerdings kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass sich viele Bekannte aus meinem akademischen Umfeld eher zu viele Gedanken um das Kinderkriegen gemacht und dieses lange hinausgezögert haben. Als “Späteltern” machen sie sich jetzt um so vieles Sorgen und zerreißen sich förmlich, ihrer beruflichen Verantwortung und dem Kind/den Kindern gerecht zu werden. Ich kann jetzt davon profitieren, relativ früh Kinder bekommen zu haben, denn in der aktuellen Phase mit deutlich mehr Arbeitspensum sind meine Kinder alle schon so selbstständig, dass ich mir um längere Arbeitszeiten etc. keine Gedanken machen muss. Und gleichzeitig kennen sie es nicht anders, denn ich habe immer viel gearbeitet, weil ich meinen Beruf liebe! Auch das sollte an dieser Stelle einmal gesagt werden.