Vorankommen in der Karriere

Weniger Zeit für Networking

Mutter, 2 Kinder (6 und 10 Jahre)

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Für mich stellt sich da erst einmal die Frage, was „Karriere“ in der Wissenschaft überhaupt bedeutet. Geht es darum, eine Professur zu ergattern, eine feste Stelle in der Wissenschaft an der Universität oder eine Anstellung bei einem Unternehmen? Die Professur als Karriereziel ist für mich mit Kindern eher unattraktiv, da es (leider immer noch) unüblich ist, Professuren zu teilen und man oft aufgrund der Personalverantwortung und all der Hundert anderen Aufgaben nach meiner Beobachtung viel mehr arbeitet als die 40 h pro Woche, die man eigentlich arbeiten müsste. Und das ist mir mit Kindern zu viel. Aber in Forschung und Lehre zu arbeiten, war immer mein Traum. Und ich habe tatsächlich eine feste Stelle im wissenschaftlichen Mittelbau ergattert. Ich würde das als Karriere bezeichnen. Wie bin ich hier gelandet? Ich denke, ich hatte zum einen viel Glück, dass ich auf eine Professorin gestoßen bin, die meine Arbeit schätzt und sich für eine unbefristete Stelle für mich eingesetzt hat. Zum anderen habe ich mir viel Zeit gelassen mit dem ersten Kind, ich habe es erst bekommen, als ich schon auf einer Stelle war, die zu meiner unbefristeten Anstellung geführt hat. Das heißt, eigentlich habe ich gar keine Erfahrung damit, wie man Karriere mit Kindern macht. Ich habe meine Karriere nämlich eigentlich schon davor gemacht, da ich während meiner mehrere Jahre langen Post-doc Zeit im Ausland ohne Kinder alle Erfahrungen gesammelt habe, die ich benötigt habe, und von denen ich jetzt mit Kindern immer noch profitiere. So konnte ich mir ein Netzwerk aus internationalen Forschenden in meinem Forschungsbereich aufbauen, auf das ich jetzt immer noch zurückgreifen kann. Denn mit Kindern hat man einfach viel weniger Zeit und muss diese wenige Zeit möglichst effizient nutzen. Das heißt keine langen Kaffeepausen oder Mittagessen, seltener Abendessen nach den Kolloquia, (sehr viel) weniger Konferenzen, vor allem wenn sie weiter weg sind. Das alles macht es schwer, Netzwerke auf- und auszubauen, so dass ich froh bin, dass ich auf mein „altes“ Netzwerk zurückgreifen kann, da ich sonst jetzt ziemlich isoliert wäre und viele Gelegenheiten verpassen würde.

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