Tja ja, wer hat sie nicht, die romantische Vorstellung, einfach mal seine Familie einzupacken, die internationalen Kooperationen, die man sich so aufgebaut hat, auszunutzen, und alle für ein paar Monate in ein anderes Land, andere Umgebung, andere Kultur zu verfrachten? Und tatsächlich – selbst nach allen surrealen Momenten des Chaos, der Unsicherheit und des What the… würde ich es immer wieder machen, weil es einfach wirklich absolut genial war. Aber das Chaos, die Unsicherheit und das What the… sollte man vorher eventuell doch auch bedenken.
Wir hatten in vielerlei Hinsicht mehrmals Glück: Unsere Forschungspartner an der späteren Gast-Universität haben unseren Plan sehr begrüßt und haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass zumindest einer von uns Eltern in ein internationales Austauschprogramm der Gast-Uni aufgenommen wird. Das hat schon einmal vieles erleichtert, denn davon wurde ein Teil der Reisekosten übernommen – und uns vor allem die Unterkunft in einem Haus auf dem Campus gestellt, für die ganze Familie. Das war natürlich eine Riesenhilfe. Leicht problematisch daran war, dass wir die Zusage, ob das auch wirklich klappt, ca. 3 Wochen vor unserem Abflug bekommen haben; an dieser Zusage hing aber auch die Schulzugehörigkeit, weil die an den Wohnort gekoppelt war (in der Annahme, dass alles klappen würde, hatten wir natürlich schon Kontakt zur entsprechenden Schule und zum Kindergarten aufgenommen, konnten aber nichts final machen bis wir die endgültige Zusage hatten); an der Zusage der Schule hing aber die offizielle Erlaubnis der hiesigen Schule, dass wir unser Schulkind ein paar Monate aus der Schule nehmen durften; und an dieser Erlaubnis hing schließlich unser ganzer Trip.
Zu allem Überfluss wurde uns dann kurz vor knapp noch gesagt, dass das Visum unseres Schulkindes nicht ausreicht, um von den (durchaus substanziellen) Schulgebühren internationaler Schüler*innen befreit zu werden; wir konnten aber das Visum nicht ändern, ohne das Visum eines der Eltern zu ändern. Welches Visum für die Eltern dann aber passend gewesen wäre, ließ sich auch nach mehrmaligem Nachfragen, Telefonieren und Schreiben mit dem Immigration Office nicht eindeutig feststellen. Also haben wir ein sinnvoll klingendes Visum ausgewählt, das sich im Nachgang aber (natürlich) als falsch herausgestellt hat. Es war im Endeffekt der Flexibilität der Schule vor Ort zu verdanken, dass dennoch alles geklappt hat und der finanzielle Schaden durch das letztendlich doch falsche Visum nicht zu groß wurde.
Der Vorteil des Campus-Housing lag außerdem auch darin, dass Schule und Kindergarten an Nicht-Muttersprachler perfekt gewöhnt waren, da viele internationale Gastwissenschaftler*innen ihre Kinder dort unterbringen. Unsere Kinder hatten dadurch einen einfachen und natürlichen Einstieg ohne große Berührungsängste auf irgendeiner Seite, und sogar mit extra Sprachunterricht für unser Schulkind. Unsere Älteste konnte dementsprechend nach den drei Monaten unseres Aufenthaltes ein ordentliches Sprachwissen mit nach Hause nehmen und setzt es auch bis heute selbstbewusst in Gesprächen mit anderen ein, mögliche Fehler oder fehlende Vokabeln egal. Generell: die Kinderbetreuung hat sich als erstaunlich problemlos herausgestellt. Im Kindergarten gab es keine große Eingewöhnung (am ersten Tag waren wir dabei, dann zwei Tage halbtags und damit war das Thema vorbei), was aber für unsere Kinder super gepasst hat. Und die Schule war unheimlich entgegenkommend und hat unsere Älteste sehr herzlich aufgenommen, inkl. Mittagsbetreuung.
Unser zweites großes Glück war, dass wir beide zusätzliche Unterstützung durch den DAAD erhalten haben; wir hatten zuvor jeweils endlos viele Anträge (zumindest hat es sich so angefühlt) bei verschiedenen potentiellen Geldgebern gestellt und beim DAAD schließlich Erfolg gehabt. Diese Unterstützung war zusammen mit dem Housing ausreichend, so dass wir finanziell am Ende keinerlei Einbußen hatten. Gut war hier auch, dass der DAAD im Zuge der Familienfreundlichkeit extra Möglichkeiten anbietet, kinderbezogene Ausgaben während des Aufenthalts (z.B. Kinderbetreuung) auszugleichen.
Am Ende hatte sich das ganze Chaos absolut gelohnt. Wichtig waren für uns: finanzielle Unterstützung durch Dritte, Hilfe durch das universitätseigene Programm der Gast-Universität (auch aus sozialen Gründen – wir haben so viele Wissenschaftler*innen mit Kindern kennengelernt!), frühzeitige Suche und Kontakt zu Gast-Schule und Gast-Kindergarten, Austausch mit der hiesigen Schule und Kindergarten zu den jeweiligen Plänen, und am Ende viel Zuversicht, dass wir das Ganze nicht doch noch drei Wochen vor Abflug abblasen müssen, weil wir keine Zusage bekommen.
Würde ich das Ganze anderen empfehlen? Absolut ja, zumindest wenn sie einigermaßen entspannt mit Chaos und Unsicherheiten umgehen können (wobei wir daran in diesem Job ja gewöhnt sind), ansonsten könnte es etwas nervenaufreibend werden.
Wir planen derweil schon mal unseren nächsten Aufenthalt – mal sehen, ob es diesmal wieder klappt!