Instrumente zur Förderung

Auch für Väter hat sich was getan

Vater von 2 Kindern, Dauerstelle

106

Zugegeben, ich muss ein wenig im Gedächtnis kramen, um mich überhaupt an Fördermöglichkeiten zu erinnern, die für mich in Frage gekommen wären. Als wir Kinder bekommen haben, habe ich noch in der Promotion gesteckt und meine Frau war auch in einem prekären Arbeitsverhältnis mit Pendelei. Unser größter Engpass war verlässliche Kinderbetreuung. Wir wären gern in die Uni-Kita aufgenommen worden, aber da gab es zu wenig Plätze. Da meine Frau nicht an der Universität gearbeitet hat und ich ein Mann bin, waren wir auf der Warteliste chancenlos. Insgesamt liefen (jedenfalls damals) viele Maßnahmen zur Förderung von Familien ausschließlich als Programme zur Frauenförderung. Ich beklage mich nicht darüber, aber natürlich ist es auch nicht ganz frei von Ironie.

Inzwischen gibt es an meiner ehemaligen Uni Maßnahmen, die sich auch an männliche Promovierende richten. Zum Beispiel können sich junge Eltern an manchen Fakultäten um zusätzlichen Hiwi-Support bemühen. Insgesamt ist die Infrastruktur für Mitarbeiter*innen mit Kindern ausgebaut worden. Ich muss zugeben, dass es mich ein wenig amüsiert hat, als mir von verschiedenen Seiten freudig berichtet wurde, dass es jetzt ein Familienbüro mit ganz viel Duplo gäbe – als mein ältestes Kind schon auf dem Gymnasium war. Es freut mich aber, dass sich die Situation verbessert hat. Als ich neulich in meinem ehemaligen Institut war, habe ich gesehen, dass es jetzt auf der Männertoilette einen Wickeltisch gibt. Auch in der Mensa sind Kinderstühle keine Mangelware mehr.

Manchmal hat die Uni uns aus anderen Gründen mit indirekten Förderungen das Leben erleichtert. Großartig war ein didaktisch tolles und für unsere Kinder spannendes Ferienbetreuungsprogramm, das von einem Uni-Lehrstuhl im Rahmen der Lehrer*innenausbildung organisiert wurde. Das haben wir mehrere Sommer lang in Anspruch genommen und es war ein großer Gewinn. Es hat sehr geholfen, dass ich während der Promotion und meiner Postdoc-Phase meine Arbeitszeit flexibel einteilen konnte und ich beispielsweise auch in der Lehrplanung viel Entgegenkommen erfahren habe. Diese Flexibilität war (und ist) sicherlich das größte Förderinstrument für unsere Familie.

Wenigstens phasenweise beruhigend für mich war, dass das Wissenschaftszeitvertragsgesetz als familienpolitische Komponente pro Kind eine Verlängerungsmöglichkeit von zwei Jahren zusätzlich einräumt. Bei meinen Vertragsverhältnissen hätte ich darauf keinen festen Anspruch gehabt. Zumindest hätte mir das Gesetz aber die Möglichkeit gegeben, mich – zum Beispiel im Rahmen eines Drittmittelprojekts – länger um weitere Anschlussverträge zu bemühen.

Zu Beginn meiner Dauerstelle hat mir meine derzeitige Uni zunächst viel informelle Unterstützung angeboten. Die bestehenden Kontakte und Insider-Wissen hätten vermutlich sehr geholfen, wenn wir auf der Suche nach einer geeigneten Schule, Kinderbetreuung und Ähnlichem gewesen wären. Es gibt auch ein Mentoring-Programm und Coachingangebote. Es steht auf meiner Todo-Liste, mir das mal genauer anzuschauen, wenn ich die Zeit finde…

Weitere Erfahrungsberichte zum Thema

Förderinstrumente – Häufig unpassend und unpraktisch

Viele Universitäten und außeruniversitäre Arbeitgebende machen gerne Werbung mit Maßnahmen zur Förderung...

Berücksichtigung von Kindern bei der DFG: mehr ist weniger, da 3=2

Als ich noch keine Dauerstelle, aber schon drei Kinder (d.h. 1 Einling...